Qualitätsmerkmal einer guten Panchakarma Kur in Indien | Erfahrungsbericht mit diversen Tipps
Panchakarma – ein Wort, das viele Menschen mit wohltuenden Ölmassagen und exotischen Heilmethoden verbinden. Doch es bedeutet weit mehr: Es ist eine tiefgehende, ayurvedische Reinigungsmethode, die Körper und Geist auf eine transformative Reise schickt. Nach mehreren 3-wöchigen Panchakarma-Kuren in Indien – von Karnataka bis Kerala – habe ich nicht nur zahlreiche Erfahrungen gesammelt, sondern auch gelernt, worauf es bei einer authentischen Kur wirklich ankommt.
Seit Jahren werde ich gefragt, ob ich Empfehlungen habe. Die perfekte Einrichtung habe ich leider noch nicht gefunden, aber ich gehe auch nicht in teure Luxus-Resorts.
In diesem Artikel teile ich meine persönlichen Erkenntnisse, Tipps und Anekdoten, um dir zu helfen, eine gute Panchakarma-Kur zu erkennen und das Beste aus dieser besonderen Erfahrung herauszuholen.
Was ist Panchakarma?
Panchakarma ist eine ayurvedische Reinigungskur, die dir hilft, deinen Körper von Giftstoffen zu befreien und dein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. In unserem Alltag sammeln sich durch Stress, Umweltverschmutzung und ungesunde Lebensgewohnheiten schädliche Stoffe (Schlacke) im Körper an. Diese belasten nicht nur deine Gesundheit, sondern können auch deine Energie und dein Wohlbefinden beeinträchtigen.
Es ist eine Kombination aus Massagen, leicht verdaulicher Ernährung, sanftem Fasten, Dampfbädern und Einläufe, die dabei helfen, deinen Körper auf sanfte Weise zu entgiften. Die Therapie beginnt immer mit einer gründlichen Untersuchung durch einen Ayurvedaarzt, der das Programm genau auf deine Bedürfnisse abstimmen wird. So wird sichergestellt, dass die Behandlung optimal auf deine Konstitution und deinen Gesundheitszustand zugeschnitten ist.
Diese Kur hilft, dein Verdauungsfeuer (Agni) zu stärken, das für eine optimale Verdauung, Nährstoffaufnahme und die Ausleitung von Abfallstoffen verantwortlich ist. So kannst du nicht nur körperliche Beschwerden loswerden, sondern auch emotionale Blockaden auflösen. Dein Körper wird gestärkt, dein Geist klarer, und du findest zu einem neuen, gesunden Gleichgewicht zurück.
Warum eine Panchakarma-Kur?
Eine Panchakarma ist eine wundervolle Möglichkeit, deinen Körper und Geist in Einklang zu bringen. Sie kann dir auf vielen Ebenen helfen, wieder in Balance zu kommen und dein Wohlbefinden zu steigern:
Du reinigst deinen Körper von innen heraus. Alle Giftstoffe, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, werden sanft entfernt. So gibst du deinem Körper die Chance, wieder auf Reset zu drücken und deine Systeme wieder in Schwung zu bringen. Deine Körperzellen werden gestärkt und verjüngt, so dass du dich frisch und vital fühlst.
Durch die Reinigung und das Anregen deines Verdauungsfeuers (Agni) wird dein Stoffwechsel angekurbelt. Dein Körper kann Nährstoffe besser aufnehmen und du fühlst dich insgesamt leichter und energiegeladener. Dadurch wird auch dein Immunsystem widerstandsfähiger.
Angesammelten Giftstoffe verhindern, dass dein Körper sein natürliches Gewicht hält. Durch die Entgiftung verlierst du nicht nur toxisches Gewicht, sondern bringst deinen Körper auch in eine bessere Form.
Eine Kur hilft dir, deinen Stress abzubauen und wieder zur Ruhe zu kommen. Deine Gedanken werden klarer und du fühlst dich emotional ausgeglichener.
Was erwartet dich bei einer Panchakarma Kur?
Es gibt viele Menschen, die unter Ayurvda angenehme Öl-Massagen und gesundes Essen verstehen und nicht viel mehr von einer Kur erwarten. Viele können sich leider auch nicht die erforderliche Zeit von drei bis vier Wochen nehmen oder sind nebenbei noch im Arbeitsmodus oder wollen es mit einem Strandurlaub kombinieren.
Natürlich kannst du erst mal nur reinschnuppern. Aber dann ist es keine Panchakarma Kur, weil die innere Reinigung einfach Zeit erfordert. Die Idee, dass eine oder zwei Wochen auch schon etwas bringen, geht in der Praxis nicht ganz auf. Ich persönlich bin der Meinung, wenn man gutes Geld für eine Panchakarma Kur bezahlt, sollte man auch versuchen, dass Bestmögliche aus dieser herauszuholen.
Grundsätzlich ist eine Panchakarma ist kein Wellness!
- Es kann sein, dass du um 6 oder 7 Uhr zum Ghee trinken kommen musst. Dieses Ghee ist erwärmt und mit Medizin vermischt. Du solltest dir nicht viel Zeit dabei lassen, sonst fängt es an wieder hart zu werden. Die Menge wird jeden Tag größer. Du wirst von dem Ghee aufstoßen, was ein Zeichen dafür ist, dass es noch nicht verdaut ist.
- Wenn du Ghee trinken musst, kann es sein, dass du kein Frühstück bekommst.
- Du wirst Öl-Einläufe bekommen, die du entweder lange halten sollst oder nach denen du spazieren gehen sollst.
- Du wirst Öl durch die Nase hochziehen und es danach über den Mund ausspucken müssen.
- Man wird dir Abführmittel geben und an dem Tag wirst du Fasten.
- Du wirst eventuell die Brech-Therapie (Vamana) machen müssen. Dabei wirst du viel trinken müssen, bis du dich mehrfach erbrechen musst.
- Du sollst nur heißes Wasser trinken, auch wenn draußen 40 C. sind.
- Du wirst keinen Kaffee (evtl. aber Getreidekaffee) bekommen.
- Themen rund um Ausscheidungen werden übliche Tischgespräche sein.
- Du musst dich viel schonen. Nach manchen Behandlungen sollst du dich 30 bis 45 Minuten in deinem Zimmer ausruhen, darfst aber nicht schlafen. Vielen fällt das Nichtstun deutlich schwer.
- Du solltest dich auf dich selbst konzentrieren und dich wirklich auf die Kur einlassen. Manche Behandlungen können alte Themen hochkommen lassen.
Wichtige Regeln für eine erfolgreiche Kur
Die Einhaltung bestimmter Regeln während der Kur ist entscheidend für den Erfolg. Sie sind essenziell, um den Körper auf physischer, geistiger und emotionaler Ebene in den bestmöglichen Zustand für die Reinigung zu bringen.
- Eine Panchakarma beginnt bereits zu Hause vor der Kur, indem man Lebensmittel wie Süßigkeiten, Fleisch und Fisch bereits weglässt. Auch nach der Kur ist der Reinigungseffekt viel besser, wenn du die gesunden Ernährungs- und Lebensweisen weiter aufrecht erhältst.
- Tagsüber darfst du nicht schlafen, insbesonder nie nach den Mahlzeiten oder dem Ghee trinken.
- Meide die Sonne und Wind und tagsüber solltest du deinen Kopf bedecken. Sonnenbäder sind nicht erlaubt.
- Entspanne dich! Tue auch deinem Nervensystem etwas Gutes, indem du die Zeit am Smartphone, iPad oder Laptop auf ein Minimum reduzierst. Lerne auch mal wieder einfach nichts zu tun.
- Rege dich nicht auf. Das bedeutet nicht nur, keine hitzigen Diskussionen zu führen, sondern auch keine anregende Lektüre lesen oder Thriller schauen. Packe dir ein inspirierendes Buch ein, höre inspirierende Podcasts oder entspannende Mantramusik (→ meine Musik-Playlists) und schreibe ggf. ein Tagebuch* oder Dankbarkeitsbuch*.
- Du darfst keinen Sport machen. In manchen Resorts wird sogar von Hatha Yoga abgeraten. Auch solltest du in der Behandlungszeit nur langsame Spaziergänge machen, aber keine großen Wanderungen oder Ausflüge planen, da es zu anstrengend sein kann.
- Kein kaltes Wasser. Weder innerlich (Trinken) noch äußerlich (Duschen, Baden).
- Nach einer Kur sollte man dem Körper Zeit lassen, sich wieder einzupendeln. Plane möglichst nicht direkt danach wieder ins Flugzeug zu steigen. Die Klimaanlagen in Flughäfen und Flugzeugen führen oft dazu, dass viele nach der Kur erst einmal krank werden. Das passiert leider extrem häufig.
Wie findet man eine Panchakarma Kur in Indien?
Man kann Ayurvda-Kuren über deutsche Reiseanbieter buchen. So hat man oft einen deutschen Ansprechpartner und alles kann aus einer Hand organisiert werden. Diverse Standards sind gesichert und es werden nur gehobene Resorts angeboten. Eventuell gibt es auch Übersetzungshilfe für Menschen, die nicht so gut Englisch sprechen, gerade wenn es um medizinische Begriffe geht. Die Buchung von Flügen wird oft mit angeboten, das Indien-Visum muss man meistens selbst beantragen.
Der Nachteil ist klar: man zahlt deutlich mehr, als wenn man sich selbst auf die Suche begibt.
Viele indische Anbieter haben eine eigene Websites, man kann sie also im Netz finden. Ein Teil davon antwortet auch schnell auf Anfragen, oft ist es der Arzt selbst. Andere antworten selbst bei erneuter Nachfrage gar nicht. Das ist halt auch Indien.
Meine Tipps:
- Wenn der Anbieter nicht auf E-Mails reagiert, versuche alternativ Kontakt via WhatsApp aufzunehmen. Die Kommunikation findet auf Englisch statt, meistens mit den Ärzten selbst. Man wird dir Tipps zur Anreise geben und kann dir auch immer eine Abholung vom Flughafen oder Bahnhof organisieren (es wird noch günstiger, wenn man es selbst organisiert).
- Die Anbieter schicken meistens vorab einen Patientenfragebogen zu. So ist es evtl. einfacher, medizinische Begriffe auf englisch zu übersetzen.
- Oft werden bei Panchakarma Kuren feste Preise für die Kur plus verschiedene Zimmerkategorien berechnet. Frage unbedingt nach, wie viele Behandlungen pro Tag inklusive sind und an wievielen Tagen die Woche behandelt wird. Es kann sein, dass nur eine Behandlung inklusive ist und der Arzt aber zwei Behandlungen pro Tag verordnet. Manche berechnen jede einzelne Behandlung plus das Zimmer. Günstige Kuren mit spartanischen Unterkünften findet man ab ca. EUR 50, der Durchschnitt kostet ab ca. EUR 100 pro Tag und Person inkl. einer Behandlung am Tag, gehobene Resorts berechnen entsprechend mehr.
- Meistens ist die Ayurvedamedizin, die man während und nach der Kur nehmen soll, nicht im Preis enthalten. Grundsätzlich ist diese aber sehr günstig.
- Kläre vorab ganz genau, welche Behandlungen wirklich angeboten werden. Ich war zum Beispiel bei einer Kur, bei der Vamana (medizinisches Erbrechen) zwar auf der Angebots-Liste stand, in der Realität aber nicht gemacht wurde, weil der Zeitaufwand zu hoch war. Prüfe auch, ob an jedem Tag Behandelt wird. Es gibt Einrichtungen, bei denen Sonntags keine Behandlungen erfolgten, was ärgerlich war.
- Wenn du Lebensmittelunverträglichkeiten hast, frage nach, ob diese berücksichtigt werden können. Ich bin mit glutenfreier Kost immer bestens versorgt worden, auch wenn mir irgendwann der Reis zu den Ohren rauskam.
Woran erkennt man eine gute Ayurvedakur?
Ratio Arzt : Patient
Ich musste leider die Erfahrung machen, dass es manchen indischen Ayurvda-Ärzten hauptsächlich ums Geld geht. Bei meiner ersten Kur kümmerte sich ein einziger Arzt um ca. 20 Patienten. Zudem bot er im Ort auch noch eine Sprechstunde an. Somit blieb für den Einzelnen nur wenig Zeit. Er machte weder Puls- noch Zungendiagnosen. Es wurde auch kaum Behandlung individuell verordnet, wir durchliefen alle dasselbe Programm, abhängig von der Aufenthaltsdauer. Lediglich die Älteren bekamen kein Ghee und abgeschwächte Behandlungen.
Wenn es Nachts einen Notfall gab, war kein Arzt vor Ort. Die schöne Lage in Strandnähe und gute Erreichbarkeit von Goa aus, machte sein Angebot besonders für Touristen attraktiv. Wer aber wirklich mit einem Gesundheitsproblem kam, blieb oft auf der Strecke. Noch heute treffe ich Leute in Goa, die dort waren und hinterher in keiner guten Verfasung waren.
Bei meiner zweiten Kur hatten wir ein Ärzteehepaar und wir waren max. sechs Patienten. Üblich ist es, wenn ein Arzt sich um sechs bis acht Patienten kümmert, nicht mehr. Leider sind diese nicht mehr in Indien aktiv.
Persönliche Erfahrung
Zu meiner ersten richtigen Panchakarma kam ich durch einen Tipp einer Yoga-Freundin. Ich hatte viel gearbeitet und hatte das Gefühl, mein Hashimoto hat mir ganz schön Kraft geraubt. An die Aussage der Endokrinologin, dass Hashimoto nicht heilbar sei, glaube ich ohnehin nicht (und habe es geheilt). Also wollte ich mir bei der Kur gegen den Hashimoto helfen lassen. Leider hat man mir hier nicht geholfen. Bei hormonellen Störungen und Kapha-Überschuss ist es elementar Vamana zu machen. Das ist therapeutisches Erbrechen. Ich war da wirklich nicht sehr scharf drauf, war dazu aber bereit, damit es mir hinterher besser geht. Nach meiner Ankunft besprach ich mich mit dem Arzt (auf der Terrasse, jeder konnte zuhören) und besprach meine Probleme und den Ablauf. Da kam aber kein Vamana vor. Als ich nachfragte sagte der Arzt: nein, Vamana machen wir hier nicht. Obwohl es sowohl im Programm als auch auf der Website stand.
Somit war die Kur eine wohltuende (Darm-)Reinigung, hat mir aber gegen Hashimoto nicht weiter geholfen.
Das Problem erkannte ich erst bei meiner zweiten Kur. Vamana war zeitintensiv. Erst musste das lakrizartige Getränk, dass man so lange trinken musste, bis man davon erbrach, lange Stunden gekochte werden. Dann musste der Arzt sich mehrere Stunden nur mir widmen. Er feuerte mich an, trink, trink (nee, geht nicht, dann muss ich kotzen) und wartete den Punkt ab, an dem überschüssiges Kapha meinen Körper verlies. Das konnte er irgendwie am Schaum im Eimer erkennen.
Der erste Arzt hatte gar nicht die Zeit, mich beim Vamana medizinisch zu begleiten und hat es mir deshalb als Behandlung verweigert, was aus meiner Sicht die ganze Kur reletiv nutzlos maxhte und für mich rausgeschmissenes Geld war.
Mein Tipp: Frage vorher wie viele Ärzte es gibt und wie viele Betten. Frage nach, ob z.B. Vamana angeboten wird (nur, da es zeitintensiv ist, nicht weil du es wirklich machen willst) und ob man 2 BehandlerInnen bei den Behandlungen hat. Zudem sollte der Arzt ein separates Sprechzimmer haben, damit man etwas Privatsphäre hat.
Hygiene
Hygiene ist ein schwieriges Thema in Indien. Putzen ist in Indien Frauensache, es grüßt das Patriachat. Das liegt oft auch daran, das es eher ungebildete Frauen sind, die keinerlei Schulbildung haben. Oftmals hatte ich auch Witwen oder geschiedene Frauen, die wieder bei ihren Eltern lebten, die dafür im Gästehaus zuständig waren. Leider gibt es oft deshalb auch Sprachbarrieren, weil diese dann kein englisch verstehen und man ihnen mit Händen und Füßen irgendwas zu erklären versucht.
Ich habe es als Reisende oft erlebt, dass die Zimmer nur mit Wasser geputzt wurden und der Schmutzt so nur von links nach rechts verteilt wurde. Gerne wird dabei auch zum Eimer aus der Dusche gegriffen, der zum Duschen, Wäsche waschen und als Wasservorrat gedacht ist. Also unbedingt desinfizieren, wenn man ihn benutzen will.
In Indien wird mit klassischen Mobs gewischt, im Eimer nass gemacht und mit den Händen ausgewrungen. Man sollte darauf achten, dass hinterher nicht mit den Schmutzhänden das eigene Bett neu Bezogen wird, oder anderes. Selbst in besseren Hotels werden die Kachelwände oder Unterseiten der Waschbecken nicht unbedingt gereinigt.
Ich habe es schon erlebt, das der Boden im Bad mit der Klobürste geputzt wurde. Im besten Fall der WC-Sitz oder das Waschbecken auch gleich mit. Ich werde nie vergessen, wie ich in einem Gästehaus die Reinigungskraft bat, bei mir auch mal das Waschbecken zu reinigen. Da sie gerade dabei war den Boden zu moppen, hieb sie den kurzerhand ins Waschbecken und drehte in dort ein wenig hin und her, um es zu säubern. Ich bekam einen Lachanfall und schüttelte nur den Kopf. Hier gilt wieder Regel Nr. 1 (s.o.)
Bei einer Panchakarma sind die warmen Duschen oft bei den Behandlungsräumen, da entweder die Behandler einen direkt nach der Behandlung duschen oder man duscht selber in den Räumen nebenan. Die Warmwasserversorgung erfolgt entweder durch Boiler oder Solarsysteme. Es wird auch gerne das Wasser noch auf Feuer erhitzt, das soll eine besondere Wirkung haben.
Bei einer Kur wurden die Zimmer wurden nur mit Wasser gewischt, welches nicht nach jedem Zimmer ausgewechselt wurde. Eines Tages war eine Frau dabei die Böden zu wischen, wrang das schmutzige Wasser aus dem Mob die ganze Zeit mit ihren Händen aus. Doch eines Tages wurde sie während dessen von einer der Masseurinnen in den Behandlungsraum gerufen. Was gesagt wurde, konnte ich nicht verstehen, aber ich erkannte, dass sie ohne die Hände zu waschen in den Behandlungsraum ging und dort bei der mehrhändigen Massage geholfen hat.
Nach meiner Erfahrung werden die Massageliegen nur mit Baumwolltüchern abgewischt, es erfolgt keine tiefere Reinigung zwischen den einzelnen Patienten. Insbesondere bei den ganz klassischen Holzliegen, ist dieses wegen der Holzunterlage auch gar nicht möglich.
Besonders eklig fand ich es immer, wenn ich nach der Massage in die Saunabox ging, bei der man auf einem Metallhocker in der Box saß. Da sitzt man mit seinem nackten Hintern drauf, ohne das diese desinfiziert wurden. Und dann klebt da noch der Schweiß der Vorgängerin drauf.
Beim Shirodhara Stirnguss wird ein etwas teures Öl verwendet. Dieses wird unten aufgefangen und wieder verwendet. Jetzt ist die Frage, ob es nur beim Patienten immer wieder verwendet wird oder für alle Patienten. Gesagt wird, nur für den einen Patienten?
Mein Tipp: Desinfiziere im Zimmer alles, womit du Kontakt hast, auch Lichtschalter, Fernbedienung, Türgriffe, Schloss/Schlüssel. Schaue bei Behandlungen genau hin, ob die Unterlage frisch ist oder lasse es vor deinen Augen reinigen. Habe ein frisches Handtuch als Unterlage dabei, wenn es dir wichtig ist. Ich habe mir im Dampfbad immer das Tuch geben lassen, mit dem sie mich vorher abgewischt haben und mich darauf gesetzt. Ich würde mir in Zukunft eventuell Einweg-Hygienetücher* zur Behandlung mitnehmen (kein Spray, dass würde sich zu sehr mit dem Dampf vermischen).
Lärm
Indien ist laut. Viele Menschen sprechen und telefonieren sehr laut. Es wird ständig gehupt. Es tönt aus der Moschee oder dem Tempel. Es ist bequemer einfach rüber zu brüllen, satt zu der Person hinzugehen. Die Inder selbst sind größtenteils immun gegen Lärm, schlafen wie ein Stein und es ist einfach ihre Art.
Das ist für uns Westler teilweise schwer zu ertragen. Selbst wenn viele Kureinrichtung nicht mitten in der Stadt gelegen ist, sind Lärmquellen nicht ausgeschlossen. Bei Amma war es der Tempel nebenan, der früh am Morgen den Ashram beschallte. Bei der Kur mit dem Ärtzeehepaar, hatte sie Hunde gerettet, die aber die ganze Nacht unter unseren Fenstern am Bellen waren. Und im schlechtesten Fall, findet irgendwo nebenann gerade eine Hochzeit statt und es bleibt die ganze Nacht laut.
Frage solche Punkte vorab nach, wenn sie dir wichtig sind.
Es kann auch vorkommen, dass die Masseurinen bei der 4-händigen Ölmassage zu intensiv miteinander Plaudern und man dadurch nicht in die tiefe Entspannung findet. Dann sollte man einfach kurz um Ruhe bitten.
Packe dir gute Silikon-Ohrstöpsel* ein, die du zum Schlafen und ggf. auch während der Behandlung tragen kannst.
Personal
In Indien gilt Körperkontakt zwischen Mann und Frau, der über Hände und Arme hinaus geht als unsittlich. Selbst am Strand in Goa, wo die dunklen Hennabemalungen auf der Haut angeboten werden, würde eine Inderin niemals einem Mann den Bauch oder Rücken bemalen.
Es ist somit selbstverständlich, dass Frauen nur Frauen massieren und Männer nur von Männern massiert werden. Nur die Ärzte sind dabei außen vor, aber diese sind bei den Massagen in der Regel nicht vor Ort. Falls doch, wirst du mit Handtüchern bedeckt.
Es sei in aller Klarheit gesagt, dass man bei den meisten Behandlungen komplett nackt ist. Bei der Massage wird in einem Strich von den Schultern bis runter zu den Beinen massiert. Ein Slip würde da nur wie eine Bremse wirken. Zudem ist es sehr schwierig, dass Öl und den Ölgeruch wieder aus Kleidung herauszubekommen.
Es ist vielleicht etwas ungewöhnlich, in dieser Kultur, die so viel Wert auf bedeckende Bekleidung legt, dann splitterfaser nackt vor den gleichgeschlechtlichen Masseurinnen zu stehen. Aber für diese ist es Alltag, genauso wie im Waxingstudio, wenn die Bikinizone dran ist.
Mein Tipp: Es ist wichtig, dass man zwei Behandlerinnen bei den meisten Behandlungen hat. In einer Einrichtung gab es jeweils nur einen weiblichen und einen männlichen Behandler, was insbesondere beim Shirodhara, dem Ölguß auf die Stirn, das ganzen Erlebnis zerstörte. Denn üblicherweise schwenk eine das warme Öl auf der Stirn hin und her, während die andere das aufgefangene Öl wieder erwärmt und nachgießt. Bei nur einem Behndler tröpfelt einfach nur etwas nach und man hat ein Gefühl, wie in der Luft hängen gelassen zu werden. Zudem ist es ein totaler Luxus, eine synchrone, vierhändige Massage zu erleben!
Beim Basti Öleinlauf in den After) oder Nasya (Ölung der Nasengänge) ist eine Person ausreichend.
Mir persönlich ist auch ein respektvoller Umgang der Ärzte oder Besitzer mit dem Personal wichtig. In einer Einrichtung mussten die Therapeuten neben den ganzen Massagen auch noch das Essen zubereiten und servieren. Die hatten extrem lange und harte Arbeitstage und nur Sonnags gab es keine Behandlungen.
Ayurvedische Pulsdiagnose
Ich werde nie meine erste Puls-Diagnose vergessen. Ich hatte das Gefühl die Frau spaziert durch meinen ganzen Körper und scannt dabei mein Inneres.
Es ist üblich, dass dein Arzt zumindest bei der ersten Anamnese eine ayurvedische Pulsdiagnose durchführt. Das hat nichts mit dem klassischen Pulsmessen, der sich auf die Herzfrequenz bezieht. Die Finger liegen viel Höher bei der ayurvedischen Pulsdiagnos und sagen dem Arzt auch ganz andere Details über dich. So kann er das angeborene Dosha (Prakriti) sowie aktuelle Ungleichgewichte ablesen.
In Indien musste ich schon feststellen, dass einige Ayurveda-Ärzte den Puls nicht nahmen, da dafür wohl etliche Jahre an Praxiserfahrung erforderlich seine. Selbst bei meiner ersten Ayurveda-Kur hatte der Arzt den Puls nicht bestimmt. Aber da lag einiges im Argen.
Weitere Diagnosetechniken sind die Zungendiagnose*, Augendiagnose* und ein Blick auf die Fingernägel*, wodurch sich vieles ablesen lässt.
Mein Tipp: Warte das Anamnesegespräch ab, ob dein Arzt eine Pulsdiagnose macht. Falls nicht, bitte darum, dass diese gemacht wird und warte die Antwort ab. Sei vorsichtig bei Ayurveda-Masseuren, die von sich behaupten, dass sie den Puls lesen könnten.
Qualifikation: Wellness oder echte Panchakarma?
In Indien wird an fast jeder Ecke Ayurvda angeboten. Riesige Tafeln oder mehrseitige Flyer bewerben alle möglichen Techniken des Ayurveda, die eine oder mehrer Personen anbieten. Ob sie dazu qualifiziert ist, steht in den Sternen und sollte unbedingt hinterfragt werden. Massagen gehören hier zur Kultur. Mir haben indische Freunde schon die tollsten Kopf- oder Fußmassagen gegeben, die nie eine Ausbildung dafür gemacht haben.
Viele Massagen werden von Kosmetikerinnen und auch immer häufiger von Yogalehrern angeboten. Das Wissen wurde vielleicht von ihren Vätern erlernt oder sie haben tatsächlich eine mehrwöchige Ayurvda Massageausbildung. Aber sie sind keine Ärzte.
In solchen Fällen reden wir von Wellness, aber nicht von Panchakarma. Dennoch steht es oft fälschlicher Weise auf deren Werbung. Bitte falle darauf nicht rein. Manche sind nur Masseure, die zuvor für Ayurvedaärzte gearbeitet haben, dort zwar viele Anwendungen gelernt haben, aber kein mehrjähriges Studium absolviert haben.
Mein Tipp: Nur ein Arzt kann eine Panchakarma durchführen. Ein Studierter Arzt trägt erstens einen Doktortitel und sollte zum Beispiel beim indischen Ministry of AYUSH registriert sein. Man wird in Indien öfters angelogen und auch ein Zertifikat ist in Copyshop schnell zurecht geschummelt, aber einen gefälschten Doktortitel habe ich noch nicht erlebt (würde es aber auch nichtz ausschließen).
Essen
Ich habe immer wieder Bewertungen gelesen, in denen die Gäste nach einer Panchakarma beklagten, dass man kein individuelles, dosha-gerechtes Essen bekam. Das hatte ich bei der ersten Kur auch moniert. Es liegt jedoch daran, dass das ganze Essen sattvisch und somit für alle Doshas geeignet ist.
Das ganze Essen ist darauf ausgerichtet, dass es leicht verdaulich ist und das Verdauungsfeuer (Agni) stärkt. Daher gibt es überwiegend gekochte Speisen und so gut wie keine Rohkost wie Salat, Säfte oder Obst und keinen Nachtisch oder Süßigkeiten. Salz oder Zucker sucht man auch vergeblich auf den Tischen. Das Essen ist auch nie zu scharf oder zu stark gewürzt.
Es gibt keinen Kaffee oder Schwarztee, wobei mir bei der einen Kur schon Getreidekaffee vorgesetzt wurde, das als Kaffeeersatz diente. Da ich weder Kaffee noch das Gebräu mochte, konnte ich es weglassen.
Da ich auf Gluten verzichten sollte, habe ich dieses immer vor der Kur geklärt. In Karnataka bekam ich dann jeden Tag Reis statt Chapattis oder Roties zum Abendessen, was über drei Wochen schon fad wurde. In Kerala war man da vielfältiger und es gab zum Beispiel eine Art Pfannkuchen aus Kokosmehl oder Gerichte aus fermentiertem Reis (Dosa, Idli). Auch ging man auf mein Bedürfnis ein, dass ich morgens nicht Essen mag und bakam nur einen frischen Obstsalat, was eigentlich nicht ayurvedisch ist, mir aber gut bekommen ist. Ich sollte zumindest eine Kleinigkeit essen, da man zu den Mahlzeiten die Kräutermedizin einnahm.
Bei der ersten Kur brachten sich erfahrene Gäste Pulverkaffee und Honig für die Idlies mit, was vom Personal geduldet wurde und wovon der Arzt vermutlich nichts wusste, da er ja eh kaum da war. Es war ein Ehepaar, dass auch einen Sack voll verschriebener Medikamente im Gepäck hatte. Das muss jede/r selber wissen, ob man das ganze Geld für eine Panchakarma ausgibt und zugleich die Therapie boykottieren, indem man sich nicht an die Regeln hält.
Klima
Informiere dich vor der Buchung, welches Klima in der von die gewählten Reisezeit in der Region herrscht. Im Monsun ist es sehr schwül, was den Kreislauf sehr belasten kann. Der Monsun ist aber zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Regionen Indiens. In der Nähe von Gewässern und bei feuchtem Klima gibt es zudem viele Mosquitos.
Deckenventilatoren oder Klimaanlagen können für uns eine ganz schöne Herausforderung sein und auch dazu führen, dass man sich erkältet.
Auch in Indien ist es in bestimmten Regionen kalt und es gibt keine Heizungen.
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