
Beifuß – wertvolles Frauenheilkraut, Malariamittel und mehr
Wirkung: bitter, herb, trocken, erwärmend Vata ↓ Kapha ↓ Pitta ↑
Beifuß (Artemisia Annua, Artemisia vulgaris, Qinghao) ist als Heilkraut der Frauen bekannt und hilft effektiv gegen diverse Beschwerden, dient als Speisezutat, Insektenschutzmittel oder ätherisches Öl in bekannten Parfümmarken*.
Neben der TCM* wussten auch Hippokrates* und Hildegard von Bingen* von seiner bedeutenden Heilwirkung. Er zählt zu den stark wirkenden Heilpflanzen und darf daher auch nicht zu lange regelmäßig konsumiert werden.
Ursprung und Geschichte von Beifuß
Der Beifuß gehört zur Familie der Korbblütler und stammt aus Asien, Nordafrika und Europa. Schon in der chinesischen Jin Dynastie (1125 – 1234) war er als Heilpflanze gegen Malaria-Fieber bekannt. Noch heute wird er in der Moxa-Therapie eingesetzt. Er wächst auch hierzulande. Die Blätter haben einen salbeiartigem Geruch und einen etwas bitteren Geschmack.
Als Artemisia Annua bezeichnet man den einjährigen Beifuß, als Artemisia vulgaris den gemeinen Beifuß. Eine Reihe von Pflanzen der Gattung Artemisia galten wegen ihrer Inhaltsstoffe als Heilpflanzen für Frauenleiden. Der Name leitet sich von der Göttin Artemis (griechische Frauen– und Heilgöttin) ab.
Römische Soldaten steckten ihn sich für mehr Ausdauer, Geschwindigkeit und gegen Ermüdung in ihre Sandalen, bevor sie marschierten. Der Gott Thor trug einen Gürtel aus Beifuß. Zur Sommersonnenwende wurde ein aus Beifuß geflochtener Gürtel ins Feuer geworfen, in dem Glauben, dass dadurch alles Negative und Böse verbrannt würde. Man legte ihn unter das Kopfkissen, um lebhafte Träume und Hellsichtigkeit zu fördern. Er wurde auch um Häuser herum gepflanzt, um Motten abzuwehren.
Verwendung von Beifuß
Verwendet werden sowohl die Blätter, Blüten, Triebe als auch die Wurzeln und ätherischen Öle hieraus. Auch in der Homöopathie wird es verwendet.
Frauenheilmittel Beifuß
- Seine krampflösend Wirkung hilft bei Menstruationskrämpfen und Unterleibsbeschwerden¹.
- Fördert die Blutung bei ausbleibenden oder schwacher Menstruation¹ (Amenorrhoe).
- Stimuliert den Menstruationszyklus, da er die Produktion von Östrogen als auch von Progesteron fördert.
- Fördert die Fruchtbarkeit der Frau² indem er die Gebärmutter stimuliert.
- Kann zu einer verzögerten Menstruation führen und kann Abtreibungen auszulösen. Ein weiterer Grund, weshalb er nicht von Schwangeren verwendet werden soll (siehe Kontraindikationen)!
- Wegen seiner wehenfördernd Wirkung wird er zur Erleichterung der Geburt getrunken. Früher wurde er um den Schoß gebunden, um die Wehen einzuleiten und wurde daher auch Schoßwurz genannt. Die Anwendung wird nur durch erfahrenen Hebammen empfohlen. Er fördert das Abgehen der Nachgeburt.

Beifuß für die Verdauung
- Wirkt appetitanregend.
- Regt die Verdauung an.
- Hilft bei Gallenleiden und Gallenkoliken.
- Viele Patienten mit chronischen Entzündungen wie Colitis oder Morbus Crohn berichten über die anti-entzündliche Wirkung von Artemisis-Tee⁴.
- Traditionell gehört er als Gewürz (frisch oder getrocknet) zum fetten Weihnachtsbraten. Seine Wirkstoffe helfen, fettreiche Speisen besser zu verdauen. Mit Vorsicht dosieren, da er sehr bitter schmeckt. Er wird mitgekocht.
- Seine krampflösende Wirkung hilft bei Bauchschmerzen, Gastritis, Magenkrämpfen und Koliken.
- Hilfreich bei Sodbrennen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Würmern und Beschwerden mit der Bauchspeicheldrüse.
Beifuß gegen Malaria
Die WHO empfiehlt Artemisinin-Kombinationspräparate als Medikamente zur Malaria-Behandlung. In einjährigem Beifuß ist der sekundäre Pflanzenstoff Artemisinin (ARS) enthalten, der für solche Medikamente halbsynthetisch produziert wird. Das Problem dabei ist aber, das der Malaria-Parasit (Plasmodium Parasit) mit der Zeit resistent gegen die Arzneien wird.
Deshalb wird er weltweit als Kombi-Präparat eingesetzt und nicht alleine.
Forschungen zufolge wirken die Wirkstoffe bei Behandlungen mit ganzen Beifußpflanzen schneller als bei Behandlungen mit gekauften Arzneimitteln⁵. Somit spricht alles dafür, pflanzlichen Beifuß in getrockneter Form zur Behandlung von Malaria einzusetzen, da er besser wirkt als alle chemisch hergestellten Medikamente.
Beifuß gegen Krebserkrankungen
Klinischen Studien am Menschen umfassen Patienten mit Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, hepatozellulärem Karzinom, nichtkleinzelligem Lungenkarzinom und Plattenepithelkarzinom, die mit einem Artemisinin-Derivat behandelt wurden ergaben, dass der einjährige Beifuß auch gegen verschiedene Krebsformen wirksam ist⁶.
Wenn Artemisinin mit Eisen in Kontakt kommt, kommt es zu einer chemischen Reaktion. Durch diese Reaktion werden freie Radikale erzeugt, die den Malaria-Parasiten bekämpfen.
Krebszellen verbrauchen viel Eisen. Verabreicht man Krebspatienten Artemisinin, werden freie Sauerstoffradikale in den Krebszellen erzeugt, welche die Krebszellen vernichten. Daher wird Beifuß ergänzend zur Krebstherapie eingesetzt⁷.
Als Derivat wiesen auch Wissenschaftler des BioQuant-Zentrums der Universität Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums seine Wirksamkeit beim Abtöten von Brustkrebszellen nach⁸.
Beifuß bei Epilepsie, Alzheimer, Schizophrenie
Schon Rademacher und Hufeland setzten ihn in geringen Dosen gegen Epilepsie ein¹.
Forscher des Rudolf-Virchow-Zentrums der Universität Würzburg fanden in Artemisininen einen Zusammenhang, der eine Grundlage bildet um mit diesem Wirkstoff Medikamenten gegen Krankheiten wie Alzheimer, Schizophrenie und Epilepsie zu entwickeln⁹.
Äußere Anwendung von Beifuß
Hildegard von Bingen* setzte Beifuß in Kompressen gegen infizierte Abszesse und Beingeschwüre ein¹⁰.
Artemisia-Salbe* hilft der Haut bei der Wundheilung. Sie desinfiziert und fördert die Selbstheilung⁴. Sie unterstützt auch bei Akne vulgaris*, Hautpilz, Hämorriden, Herpes simplex, Psoriasis, Rosazea, Warzen.
Auch zum Räuchern* wird er traditionell verwendet um böse Geister zu vertreiben, Hellsichtigkeit zu fördern und das 7. Chakra zu öffnen.
Moxibustion/Moxa mit Beifuß
In der traditionellen chinesischen Medizin wird Beifuß (Qinghao) seit über 3.000 Jahren zur Moxibustion verwendet. Er ist eine Kombination aus Phyto- und Wärmetherapie.
Dafür werden getrocknete Beifuß- oder Wermutblätter zu zigarrenförmigen Rollen geformt und dann an oder über einem bestimmten Akupunkturpunkt verbrannt, um Energieblockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Moxa regt den Qi-Fluss der Meridiane an und wirkt gegen energetische Kältezustände (Yin). Die Wirksamkeit der Moxa-Therapie ist seit dem frühen 20. Jahrhundert Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Beifuß zur Entspannung und zum Einschlafen
Beifuß beruhigt das zentrale Nervensystem. Er wirkt entspannend und hilft auch innerlich zu entspannen, was z.B. bei Flugangst oder Schlafstörungen hilfreich ist. Schlaffördernd kann man ihn als Fußbad oder Kräuterkissen unterm Kopfkissen einsetzten.
Dafür zwei Handvoll Beifuß-Kraut oder Tees mit drei Litern Wasser in einem Topf aufkochen und fünf Minuten ziehen gelassen. Mit einem Sieb abseihen und in das Fußbad geben. Mit Leitungswasser aufgießen bis die gewünschte Temperatur erreicht ist.
Beifuß gegen Verspannungen
Nicht ohne Grund steckten sich die römischen Soldaten Beifuß in die Schuhe. Er ist auch heute noch bei Wanderern beliebt. Tatsächlich hilft er gegen müde Beine und Füße sowie gegen Muskelkater, Rheuma und Verspannungen.
Heutzutage reibt man sich die Körperregionen aber einfach mit einem Beifuß-Öl* oder einer Beifuß-Tinktur* ein oder nimmt ein Fußbad mit dem Kraut.
Sonstige Anwendungen von Beifuß
- Er hat eine stark wärmende Eigenschaft. Er wirkt erwärmend und durchblutungsfördernd und ist somit ideal bei Unterkühlung, kalten Händen und Füßen.
- Bei Blasenkatarrh kann er durch seine wärmende Eigenschaft wertvolle Hilfe leisten.
- Hilfreich bei Asthma, da er krampflösend wirkt.
- Hilft bei Ausfluss, Blasenentzündungen, Eierstockentzündung, Rheuma, Wassereinlagerungen, Zahnfleischentzündungen.
- Wirkt rückenmarkstärkend¹¹.
- Verringert den Blutandrang zum Gehirn und hilft somit bei Gedächtnisschwäche, Vergesslichkeit und Schwindel¹¹.
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Kontraindikationen Beifuß
Manche reagieren allergisch auf Beifuß. Wer auf Äpfel, Pfirsiche, Karotten, Sellerie oder Sonnenblumen allergisch ist, sollte besonders vorsichtig sein. Daher vor der ersten Anwendung immer auf Verträglichkeit testen.
- Nicht während der Schwangerschaft anwenden. Könnte in der Schwangerschaft zu einem Abgang führen. Zudem enthält er wehenfördernde Stoffe.
- Nicht in der Stillzeit einnehmen, er macht die Muttermilch bitter.
- Nicht bei akut fieberhaften Erkrankungen anwenden.
- Nicht über einen längeren Zeitraum als drei Wochen verwenden. Unbedingt eine Anwendungspause einlegen.
Einkaufstipps Beifuß
Beifuß ist Online*, in Apotheken und in der Weihnachtszeit oft auch im Supermarkt erhältlich.

Beifuß Tee
Zutaten
- 1 TL Beifuß Tee lose
- 200 ml Wasser
Anleitungen
- Wasser zum kochen bringen (100°C.).
- Beifuß mit kochendem Wasser übergießen.
- 5-7 Minuten ziehen lassen.
- Tee mit einem Sieb abseihen (oder Tee-Ei entfernen).
- Nicht zu sehr süßen, damit die Bitterstoffe ihre volle Wirkung entfalten können.
Notizen
Bei Menstruationsbeschwerden kann schon 5 bis 8 Tage vor der Periode mit der Beifuss-Tee-Kur begonnen werden.
Quellenangaben
- Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Abteilung I: Heilpflanzen. Band 1 von Gerhard Madaus*
- ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3336493/
- Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen von Petra Hirscher*
- Artemisia annua – Heilpflanze der Götter von Barbara Simonsohn*
- ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3527585
- ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28254675
- ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5872176
- uni-heidelberg.de/presse/news2011/pm20110708_artesunat.html
- mpg.de/11951749/malaria-wirkstoff-artemisinin
- Die Heilkunde der Hildegard von Bingen. Gesundheit aus der Weisheit der Natur von Wighard Strehlow*
- Homöotanik, Band 2: Blütenreicher Sommer von Bruno Vonarburg*
- www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378874109005686

