In diesem Beitrag geht es um Kuhmilch bzw. tierische Milch im Allgemeinen und warum es in der ayurvedische Heilkunde nach wie vor verwendet wird.

Immerhin gelten Ayurveda und Yoga als Schwester-Wissenschaften und der Yogalifestyle entwickelt sich unter dem Aspekt der Gewaltfreiheit (Ahimsa) und aus ethischen Gründen immer stärker in Richtung veganer Ernährung, was Kuhmilch ausschließt.

Wobei man es auch mal sagen muss –  es gibt massenhaft Menschen die eine Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen haben, die sich weder vegetarisch noch vegan ernähren. Und das darf wirklich jeder – ohne jede Rechtfertigung – für sich selbst entscheiden.

Ayurvedische Milchgetränke wie Goldene Milch (Kurkuma Latte) und der neueste Instagram-Trend Mond Milch sind hierzulande keine Exoten mehr. Dabei wird in den Rezepten immer mehr betont, dass man diese Getränke auch mit Pflanzenmilch zubereiten kann.

Ich gehe der Frage auf den Grund, warum Ayurveda Kuhmilch gerne verwendet und ob das heute auch noch so ist. Dazu eine Übersicht, für welches Dosha welche Milchprodukte verträgt und als Alternative welche vegane Pflanzenmilch besser oder schlechter je Dosha geeignet ist.

Gleich vorweg: indische Yogis haben traditionell Milch und Ghee in kleinen Mengen konsumiert. Allerdings sind pflanzliche Alternativen auch ein recht neuer Trend, ebenso wie die nicht artgerechte Tierhaltung aus der unsere heutige hochverarbeitet Milch in Tüten oder Flaschen stammt.

Kuhmilch und die heilige Kuh im Hinduismus

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In Indien gilt die Kuh als heilig. Genau genommen, ist sie das für die Hindus, welche die Kuh aufgrund dessen, dass sie wie eine Mutter Milch gibt, als heilig sehen. Zudem ist der blauhäutige Hindugott Krishna, den viele Hindus verehren, auch der Gott der Kuhhirten. In den Hindu-Tempeln werden Götterstatuen mit Milch und Ghee gewaschen und geweiht.

Ich würde mal behaupten, fast alle Inder lieben Kuhmilch, aber sie trinken sie in Maßen. Aber auch in Indien hält die Industrialisierung Einzug und verarbeitete Milch wird in Tüten beim Händler gekauft. Milchprodukte haben Markennamen, die emsig beworben werden.

Kuhmilch im Sinne das Ayurveda

Wirkung Ayurveda: süß, ölig, schleimig, leicht kühlend, schwer, Vata ↓ Pitta ↓ Kapha ↑

Wenn man bedenkt, das Ayurveda über 2.000 Jahre alt ist, sollte man das in Relation zu dem überlieferten Rezepten setzten.

Milchprodukte und das daraus gewonnene Ghee, werden im Ayurveda zahlreich empfohlen, aber Milchprodukte waren damals ganz anders als heute. Vor tausenden Jahren waren sie immer roh und biologisch und kamen direkt von der Kuh aus der Nachbarschaft. Heute sind unsere Milchprodukte aufgrund der Massentierhaltung nicht mehr rein und enthalten Hormone und andere Zusatzstoffe.

Darüber hinaus werden Milchprodukte pasteurisiert, was ihre lebenden Enzyme abtötet und viele wichtige Nährstoffe, darunter Vitamin C und E, verringert.

Vor 2.000 Jahren gab es keine Massentierhaltung und man konnte Lebensmittel nicht einfach im Supermarkt kaufen. Es wurden kein Obst oder Gemüse aus anderen Ländern eingeflogen, es gab kein Glyphosat, Pestizide, Fungizide und andere künstlichen Gifte und es gab weder Wasserhähne noch Kühlschränke.

Man aß überwiegend, was man selber angebaut hatte. Regional, saisonal, bio. Eine Kuh oder Ziege wurde oft als Haustier gehalten. Sie wurden von der Familie versorgt und sie wurde auf grüne Wiesen geführt, stand an der frischen Luft.

Kuhdung wird noch heute als Baumaterial verwendet und man verwendete ihn an Feuerstellen als Brennstoff. Kuhurin wird im Ayurveda zur Heilung eingesetzt und ist noch immer bei manch indischem Händler erhältlich.

Eine Kuh konnte ihr Kalb gebären und es blieb bei der Mutter. Dem Kalb stand auch die Erstmilch mit dem Colostrum zu, und die Familie nahm sich nur das, was an Milch übrig blieb. Denn ein Kalb würde die Familie später auch versorgen oder es brachte Geld, wenn man es verkauft hätte. Dadurch das die Kuh weiter täglich gemolken wurde, produzierte sie weiterhin Milch.

Diese Milch entstammte einer einzigen Kuh oder einer kleinen Herde. Wer heute Milch kauft, kauft damit die Milch und „Information“ von hunderten Kühen in einer Packung. Diese Kuh hatte genau das Gras gefressen, was in der lokalen Umgebung wuchs. Kein importiertes oder gar genmanipuliertes Soja. Diese Kuh durfte in ihrem natürlichen Rhythmus wachsen, ohne Mast- und Kraftfutter. Diese Milch wurde pur getrunken oder per Hand weiterverarbeitet. Sie wurde nicht pasteurisiert, ultrahocherhitzt oder gar ihr Fettgehalt reduziert.

Ich habe sogar mal gelesen, das Kühe nicht morgens gemolken werden, da die Tiere sich im Schlaf ja nicht bewegten  und die morgens gewonnene Milch sehr kapha-lastig sei, was sie umso schwerer verdaulich macht.

Nutzen von nicht homogenisierter Bio-Rohmilch in Ayurveda

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• Aus ayurvedischer Sicht ist eine solche Kuhmilch sattvisch (das beste der drei Gunas).
• Milch wirkt beruhigend und schlaffördernd. Das enthaltene Kasein hat ein opiumartiges Molekül.
• Im Ayurveda wird Milch aufgrund ihres Gehalts an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten (Zucker), diversen Vitaminen und Mineralien, nicht als Getränk, sondern als Nahrungsmittel gesehen. Sie wird eher als Zwischenmahlzeit getrunken, oder wenn man morgens/abends nur wenig Hunger hat.
• Milch ist nahrhaft und gleicht alle Doshas aus.
• Milch steigert die Ojas, welche für den Aufbau von Zellgewebe und unserer Vitalität zuständig sind.
• Neben Ghee wird Milch gerne genutzt um Kräutermedizin einzunehmen. Durch die Milch oder das Ghee wird diese einfacher vom Körper absorbiert.
• Peptide in der Milch aktivieren GABA-Rezeptoren. Allopathische Beruhigungsmittel gegen Stress, Angst und für besseren Schlaf, zielen auf dieselben GABA-Rezeptoren ab.

Ich finde diesen ganzen Kotext sehr interessant in Anbetracht der zunehmenden Laktoseintoleranzen. Genetisch haben wir alles, um Kuhmilch zu verdauen. Doch hat Milch einfach nichts mehr von ihrer ursprünglichen Qualität, ist hochverarbeitet und es kommt Milch von hunderten oder gar tausenden verschiedenen Kühen in einer Molkerei zusammen, die einfach nicht artgerecht gehalten wurden. Zudem hat der Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln einfach unsere Verdauung geschwächt.

Wenn man die Ayurveda-Regeln zum Milchverzehr beachtet und somit Fruchtjoghurt, Obstquarkspeisen, das Müsli oder Porridge mit Kuhmilch zusammen mit Obst am Morgen weg lässt, können Blähbauch, Völlegefühle, Durchfall und Lethargie schneller verschwunden sein, als gedacht.

Heutige Ayurvedaärzte stehen der modernen Kuhmilch aus Milchfarmen kritisch gegenüber und ordnen diese als tamasisch ein. Homogenisierte Kuhmilch, auch Bio-H-Milch, wird gänzlich abgelehnt.

Kontraindikationen im Ayurveda

Auch im Ayurveda macht man Ausnahmen, wann Milch nicht konsumiert werden soll:

• Nicht empfohlen für das Kapha Dosha, insbesondere nicht am Abend.
• Nicht bei Unverträglichkeit/Allergie.
• Nicht bei Übergewicht.
• Nicht bei Erkältungen, Schnupfen, Husten, Grippe, da Milch die Symptome verschlimmert.
• Nicht bei schwacher Verdauung (Agni), was im Ayurveda als eigentlicher Grund für Milchunverträglichkeit gesehen wird.
• Nicht bei Schluckauf, da Milch diesen fördern soll.

Ist Bio-Kuhmilch besser?

Natürlich ist Bio immer besser als Konventionell, aber auch hier kommen bei dem, was als Bio verkauft wird, zu viele negative Faktoren zusammen. Auch Bio-Milch wird homogenisiert und als H-Milch angeboten. Die Milch stammt von vielen verschiedenen Kühen. Jeder dieser Aspekte, jeder weitere Verarbeitungsschritt entfernt die Milch qualitativ von echter Milch hin zu einer Flüssigkeit, die für die Gesundheit nicht förderloch ist.

Wer Milchprodukte konsumieren möchten, sollte darauf auchten, dass sie biologisch sind und kein rekombinantes Rinderwachstumshormon (rGBH) enthalten, ein gentechnisch verändertes künstliches Hormon, das Milchkühen injiziert wird, damit sie mehr Milch produzieren.

Wenn möglich, suche nach Rohmilchprodukten, die die Enzyme und Vitamine enthalten, die Milchprodukte nahrhaft machen. Rohmilchprodukte sind leichter verdaulich als ihre pasteurisierten Gegenstücke und enthalten mehr Vitamine, Enzyme und gesunde Bakterien. Tatsächlich enthält ein Liter Rohmilch von grasgefütterten Kühen 50 % mehr Vitamin E als die gleiche Menge pasteurisierter Milch.

Viele Vitamine, einschließlich Vitamin C, werden durch Hitze zerstört, weshalb pasteurisierte Milch mit synthetischen Vitaminen angereichert wird. Ihr Körper nimmt diese im Labor hergestellten Vitamine nicht auf die gleiche Weise auf wie pflanzliche Vitamine.

Einzig Demeter-Vorzugsmilch, eine gefilterte Rohmilch, die 2 bis 3 Tage haltbar ist, entspricht noch der Milch, von der in Ayurvedischen Rezepten gesprochen wird. Demeter-Milch ist naturbelassen und vor allem nicht homogenisiert.

Roh- und Vorzugsmilch sollen nicht ohne Erhitzung von Säuglingen, Kleinkinder und Schwangere getrunken werden. Aber im Ayurveda wird Milch ohnehin nicht kalt getrunken. Allerdings soll sie nur gerade bis zum Siedepunkt erhitzt werden, denn das zerstört die darin enthaltenen Enzyme und eine Aufnahme von Kalzium ist dann nicht mehr möglich. Roh- oder Vorzugsmilch sollte nicht länger als 10 Minuten köcheln.

Weitere Infos: www.demeter.de/lebensmittel-produkte/milch

10 Ayurveda-Regeln zum Verzehr von Kuhmilch

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1) Keine kalte Milch trinken

Milch ist kein Getränk sondern ein Lebensmittel. Ein Glas Milch ist also eine Mahlzeit.

Milch wird niemals kalt getrunken, auch nicht von gesunden Menschen mit starker Verdauung (Agni).

Kalte Milch fördert die Bildung von Ama (Schlackstoffe).

Zum Konsum immer erst bis kurz vor dem Siedepunkt erhitzt und warm trinken. Lasse die Milch weiter auf kleiner Stufe für 5 bis 10 Minuten köcheln. Dieses verändert die Molekularstruktur der Milch, wodurch sie leichter verdaulich wird.

2) Keine homogenisierte Milch

Konsumiere wenn nur o.a. Demeter-Rohmilch oder Demeter-Vorzugsmilch. Alles andere (auch wenn es Bio ist) hat mit echter Milch nichts mehr gemeinsam.

3) Milch nur bei starker Verdauung

Wer einen schwachen Stoffwechsel oder Verdauung hat, sollte gänzlich auf Milchprodukte verzichten, da Milch grundsätzlich schwer verdaulich sind.

4) Keine Milch für Kapha Dosha

Kapha Dosha-Typen sollten möglichst ganz die Finger von jeglichen Milchprodukten lassen, besonders am Abend. Wer ständig etwas konsumiert, was für die eigene Konstitution nicht geeignet ist, erzeugt damit langfristig Krankheiten.

5) Keine kalte Milch

Milch wird grundsätzlich nur warm bzw. heiß getrunken. Erhitze Milch bis kurz vorm Siedepunkt, das verändert die molekulare Struktur und macht sie leichter verdaulich. Koche sie nicht länger als 10 Minuten.

6) Tageszeiten um Milch zu trinken

Milch immer im Abstand von mindestens einer Stunde vor/nach einer Mahlzeit konsumieren, wodurch sie besser verdaut werden kann.

Die beste Zeit ist abhängig davon, was einem selbst gut tut. Besonders Kindern bis 5 Jahren, wird Milch am Morgen empfohlen, da es Energie für den Tag gibt. Sie enthält Eiweiß, Zucker und Fett sowie diverse Vitamine und Mineralien. Morgens ist das Verdauungsfeuer bei vielen Erwachsenen nicht stark genug und sie macht dann antriebslos bis lethargisch.

Nachmittags dient sie als kleine Zwischenmahlzeit. In Indien die klassische Zeit für einen Chai.

Milch hat aber auch beruhigende Qualitäten, weshalb Milch nicht unbedingt am morgen sondern vorzugsweise am Abend oder als Schlummertrunk konsumiert wird. Sie soll so verdauungsfördernd wirken. Kapha nimmt durch den Konsum am Abend an Gewicht zu.

7) Milch nur in Maßen

Milch wird nur in geringen Mengen konsumiert. Einige Menschen konsumieren täglich mehr Milch, als ihnen gut tut. Das Maximum sind 2 Tassen bei gesunden Menschen mit kräftiger Verdauung am Tag, unter Einhaltung der Empfehlungen. Das sind ein paar Esslöffel Bio-Joghurt oder Bio-Buttermilch zum Hauptgericht, etwas Demeter-Vorzugsmilch im Tee, goldener Milch oder Mond Milch am Abend.

8) Richtige Lebensmittelkombinationen

Milch nicht zusammen mit saurem Obst, Melonen, Joghurt, Kitchari, Fisch, Fleisch, Salz, Hefebrot oder sauren Lebensmitteln konsumieren. Kuhmilch sollte nicht mit saurem, bitterem, salzigem, adstringierendem oder scharfem Geschmack konsumiert oder gemischt werden.

Joghurt nicht zusammen mit saurem Obst, Melonen, Bananen, Mango (auch kein Lassi), Heißgetränken (Kaffee, Tee, heißes Wasser), Milch, Käse, Stärke, Salz oder Fisch.

9) Gewürze gegen Schleimbildung

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Da Milch schleimbildend ist, wird sie nie pur konsumiert. Ihr werden Gewürze zugefügt, die ihr die Schleimigkeit nehmen.

Im Ayurveda empfohlene Gewürze sind z.B. Zimt*, Kardamom*, Ingwer*, Kurkuma*, Nelken*, Safran*, Muskatnuss*, schwarzen Pfeffer* oder Pippali* (Langpfeffer) gekocht, die ihr die Schleimigkeit nehmen.
Bestes Beispiel dafür ist der beliebte indische Chai oder die goldener Milch.

Gleichzeitig nimmt die Milch den Gewürzen die Schärfe . Kräuter können durch die Milch besser aufgenommen werden.

10) Ersatz für fettarme Milch

Wer auf Kalorien achtet und deshalb zu fettreduzierter Milch greift, sollte lieber Demeter-Vorzugsmilch mit Wasser verdünnen.

Welche Milchprodukte sind für welches Dosha geeignet?

Wenn du dein Dosha, also deinen Ayurveda-Typ  noch nicht kennst, kannst du es durch meinen Dosha-Fragebogen ermitteln.

Zum Fragebogen:

Anmerkungen: ① steht für in Maßen okay, ② steht für in Ausnahmefällen okay. Jedes Produkt sollte, wie oben beschrieben, nur in Demeter-Qualität konsumiert werden. Erhältlich in Bio-Läden oder direkt auf Demeter-Höfen.

Vata Dosha Milchprodukte

POSITIV	NEGATIV
Butter, Buttermilch, Ghee, Hüttenkäse, Joghurt (verdünnt und gewürzt)¹, Käse (hart¹/weich), Kuhmilch, saure Sahne¹, Speiseeis¹, Zigenkäse, Ziegenmilch.	Joghurt (pur, gefroren, mit Früchten), Kuhmilch-Pulver, Ziegenmilch-Pulver.

Pitta Dosha Milchprodukte

POSITIV	NEGATIV
Butter (ungesalzen), Ghee, Hüttenkäse, Joghurt (frisch hergestellt und mit Wasser verdünnt). Käse (weich, nicht alt, ungesalzen), Kuhmilch, Speiseeis, Ziegenmilch, Ziegenkäse (weich, ungesalzen).	Butter (gesalzen), Buttermilch, Käse (hart).

Kapha Dosha Milchprodukte

POSITIV	NEGATIV
Buttermilch¹, Ghee¹, Hüttenkäse (aus entrahmter Ziegenmilch), Joghurt (mit Wasser verdünnt), Ziegenkäse (ungesalzen und nicht alt)¹, Ziegenmilch (entrahmt)	Butter (gesalzen²/ungesalzen), Joghurt (pur, gefroren, mit Früchten), Käse (weich/hart), Kuhmilch, saure Sahne, Speiseeis.

Angaben basierend auf Dr. Vasant Lad, Selbstheilung mit Ayurveda*

Welche Pflanzenmilch für welches Dosha?

Dazu findest alle Infos → in diesem Beitrag.

Blick über den Tellerrand – TCM

Ziegenmilch ist laut TCM (traditionelle chinesische Heilkunde) stärker wärmend und schon dadurch weniger verschleimend. In der TCM wird ihr Geschmack als süß eingeordnet. Und auch die moderne TCM empfiehlt nur die Demeter-Vorzugsmilch.