15 wichtigsten Ayurvedatipps für eine starke Verdauung (Agni)
Ayurveda – im Mittelpunkt steht die Verdauung
Im Gegensatz zur westlichen Ernährungslehre, wo es nach Kalorien und gesund/ungesund geht, liegt im Ayurveda der Fokus auf dem, was wir individuell verdauen und verstoffwechseln können.
Eine zu schwache Verdauung bzw. nicht typgerechte (falsche) Ernährung kann aus ayurvedischer Sicht Toxine, Schlacken und Stoffwechselabfälle (Ama) bilden.
Was nicht verdaut werden kann, wird toxisch. Es gärt und fault, wodurch Gase entstehen. Toxine wandern ins Blut und belasten so langfristig unser ganzes System.
Die Verdauung steht in direktem Zusammenhang mit allen anderen Systemen in unserem Körper und ist der Sitz des Immunsystems. Die Ursache vieler Krankheiten liegt im Darm und kann durch Berücksichtigung der Ernährungstipps aus dem Ayurveda schnell und effektiv verbessert oder gar geheilt werden.
Agni – das Feuer der Verdauung
Wer sich um ein kräftiges Verdauungsfeuer, also um gute Verdauungskraft, kümmert, ist in der Lage die Nahrung vollständig zu verdauen ohne dass unverdaute Nahrungsreste das System belasten und dieses verschlacken.
Demnach sollte man nicht nur so viel konsumieren, wie man verdauen kann (Menge), sondern auch nur das Essen, was man verdauen kann (Qualität).
Unsere Verdauung ist dafür zuständig Nährstoffe und Prana (Lebensenergie) aus unserer Nahrung zu verwerten. Wenn man das falsche, zu viel zu oder zu verkehrten Zeiten konsumiert, wird dieser Prozess gehemmt. Weniger Prana und Nährstoffe führt zu weniger Energie, Trägheit und im schlechtesten Fall zur Entstehung von Krankheit.
~ Caraka Samhita
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Zeichen für eine schlechte Verdauung (Agni)
Im Ayurveda wird ein besonderer Schwerpunkt auf eine Verdauungsfeuer– (Agni-) anregende Ernährung gelegt, die somit für weniger Stoffwechselschlacken (Ama) sorgt.
In der heutigen Zeit ist ein Zuviel an Ama ein gängiges Problem. Typische Symptomen einer schlechten Verdauung können sein:
- Hautunreinheiten
- Belegte Zunge (→ warum die Entfernung von Zungenbelag wichtig ist)
- Probleme mit dem Lymphsystem
- Blähbauch
- Sodbrennen
- Durchfall
- Verstopfung
- Aufstoßen
- Blähungen
- Mundgeruch
- Völlegefühl
- Unverdaute Essensreste im Stuhl
- Stuhlgang ist zu fest, trocken oder zu weich
- Müdigkeit und Trägheit nach dem Essen
- Über- oder Untergewicht
- Krankheiten
- Kapha-Dosha hat von Natur aus eine etwas schwächere Verdauungskraft als die anderen Doshas. Am stärksten ist z.B. das Pitta-Dosha, sofern es keine Dysbalancen hat.
Was schwächt die Verdauung?
Es gibt sehr viele Faktoren, die unsere Verdauungskraft schwächen (Manda Agni) und damit zu einer Überlastung des Systems führen können. Beispiele dafür sind:
- Essen zur falschen Tageszeit → Besser: Essen nach der Dosha-Uhr.
- Ungünstige Lebensmittelkombinationen.
- Nicht zum individuellen Dosha-Typ passende Lebensmittel.
- Zu schnelles Essen.
- Essen mit Ablenkung (TV gucken, intensive Gespräche beim Essen, nicht aufs Essen konzentriert sein).
- Zu wenig Kauen (die Verdauung beginnt mit dem Kauen).
- Zu viel Essen. Der Magen sollte maximal 80% gefüllt sein.
- Fertiggerichte und Fast Food. Diese enthalten zu viele künstliche Aroma-, Konservierungs- & Füllstoffe.
- Zwischen den Mahlzeiten nicht essen oder snacken.
- Zu scharfes, zu süßes, zu salziges, zu saures Essen, insbesondere zu viel davon.
- (Eis)Kalte Speisen oder Getränke (Eiscreme, Eiswürfel, gekühlte Getränke).
- Trinken, während gegessen wird. Die Flüssigkeit verdünnt die Magensäure.
- Essen, obwohl man gar nicht hungrig ist.
- Stress und andere Belastungen.
Die 15 wichtigsten Ayurveda-Empfehlungen für eine gute Verdauung
1) Esse nur, wenn du wirklich Hunger hast
Zwischen den Mahlzeiten sollte mindestens 3 bis 4 Stunden Abstand liegen, damit die vorherige Mahlzeit vollständig verdaut werden kann. Dazwischen soll man nicht snacken oder naschen.
2) Frühstücke je nach Dosha
Frühstücke morgens je nach Dosha eine leichte, idealerweise warme Mahlzeit:
Vata um 08:00 Uhr
Pitta um 07:30 Uhr
Kapha um 07:00 Uhr (Kapha kann das Frühstück auch gut ausfallen lassen).
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Verwende für alle Mahlzeiten frische, natürliche, saisonale, Bio-Lebensmittel. Iss nicht zu viel, es soll bis Mittags reichen, wenn du deine Hauptmahlzeit einnehmen wirst. Die Regel, morgens wie ein Kaiser zu essen, entspricht gar nicht den ayurvedischen Grundsätzen.
Vermeide am um diese Zeit insbesondere Rohkost (Smoothies, Saft, Salat). Obst ist je nach Dosha-Konstitution gut, erwäge aber es z.B. in einem Porridge zu erwärmen.
Das Frühstück sollte im Sommer und bei schwachem Verdauungsfeuer leicht sein und gehaltvoller im Herbst/Winter.
Einige Frühstücksideen für jedes Dosha findest du in meinem Blog.
Man sollte erst Duschen und danach Frühstücken, da die Dusche die Verdauung unterbricht.
3) Hauptmahlzeit in der Pitta-Phase
Die eine, große Hauptmahlzeit des Tages sollte Mittags eingenommen werden. Dann ist das Verdauungsfeuer (Agni) am stärksten.
Von 10:00 bis 14:00 Uhr dominiert das Pitta-Dosha, welches der Verdauung ordentlich einheizt, denn das Agni wird vom Pitta-Prinzip produziert. Dieses Zeitfenster entspricht auch der TCM- Organuhr*.
Während bestimmte Mahlzeiten sonst eventuell Verdauungsbeschwerden verursachen (z.B. Blähbauch, Krämpfe, Sodbrennen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung) kann dein Körper sie um diese Zeit deutlich besser verarbeiten.
Eine Mahlzeit sollte zum Großteil aus gekochter Nahrung bestehen, da diese vom Körper leichter verwertet werden kann. Rohkost wie Salate sollten nur als Vorspeise oder Beilage und in kleinen Mengen gegessen werden.
Für unsere Verdauung sind insbesondere Rohkost (Salate, Smoothies, Säfte) schwer verdaulich, ebenso ist Vollkornkost wie z.B. Vollkornreis schwerer verdaulich als geschälter Reis. Wer eine träge, langsame Verdauung hat (das erkennt man an u.a. der Häufigkeit der Stuhlgänge und an Trägheit nach dem Essen), sollte lieber zu Bio-Basmatireis greifen.
Eine Scheibe frischer Ingwer mit einer Prise Salz vor dem Essen gegessen, hilft der Verdauung zusätzlich.
4) Abendessen nicht zu spät
Das Abendessen sollten leicht und warm sein. Ideal sind dafür Suppen. Esse abends nicht zu spät (nicht nach 18:00 Uhr, dann fängt das Verdauungsfeuer an nachzulassen) bzw. drei Stunden vor dem Schlafengehen.
→ lerne die besten Zeiten zum Essen kennen
Vermeide am Abend schwere Nahrungsmittel wie beispielsweise Fleisch, Wurst, Fisch, Joghurt, Käse, Buttermilch und Quark. Ideal ist eine vegetarische Suppe.
5) Essen nach Jahreszeit und Region
Passe die Mahlzeiten deiner Region und dem Klima an. Zum Beispiel sollte im Sommer Pitta (das Feuerelement) nicht auch noch durch erhitzende Gewürze (z. B. Chili oder Ingwer) zusätzlich angefacht werden.
6) Nicht zu viel essen
Egal wie hungrig man ist, man sollte sich nicht überessen, da die Verdauungskraft die Menge nicht bewältigen kann.
Wenn man beide Hände aneinander legt und eine Schale formt, entsprechen zwei dieser gestrichenen Schalen dem, was man ungefähr essen sollte. Sobald du dich voll fühlst, solltest du aufhören zu essen.
Als Faustregel gilt, das man den Magen nur zu ca. 80% füllen soll.
Wer gerade in Gesellschaft oder bei Alkoholgenuss die Signale des Körpers wie das Völlegefühl überhört, sollte sich vorher Gedanken machen, wie viel Nahrung eigentlich gut ist. Ich habe dabei immer das Bild einer Waschmaschinenladung vor mir, die man ja auch nicht bis zum Anschlag füllen soll, sonst geht sie kaputt.
7) Eigenschaften der Nahrung
Jede Mahlzeit sollte folgende drei Eigenschaften haben: warm, befeuchtend, ölig.
Achte darauf, dass dein Essen keine entgegengesetzten Eigenschaften hat (beispielsweise heißes und kaltes gleichzeitig).
Idealerweise sollte eine Mahlzeit die folgenden 6 Geschmacksrichtungen beinhalten:
süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Diese haben einen Einfluss auf das feine innere Gleichgewicht.
8) Finger weg von Fertiggerichten
Jede Mahlzeit sollte frisch zubereitet, wohlschmeckend und bekömmlich sein. So ist sie voller Prana (Lebensenergie) und spendet Lebensenergie und Nährstoffe.
Aufgewärmte oder abgestandene Nahrungsmittel ebenso wie Fertiggerichte und Mikrowellenkost sind zu vermeiden. Fertiggerichte enthalten zu viele Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, die dem Körper nicht gut tun. Es wird als tote Nahrung angesehen.
In Indien wird das Essen nach wie vor frisch gekocht, was sicherlich auch daran liegt, das man in der Familie lebt und die Mutter oder Ehefrau Zuhause sind und meistens genügend Zeit haben, um drei Mahlzeiten frisch zuzubereiten.
Vielleicht hast du schon mal von den indischen Dabbawalas gehört, mit denen die indischen Frauen den Männern zur Mittagszeit das frisch gekochte Essen zur Arbeit liefern lassen. Selbst auf Zugfahrten haben trotz Catering an Bord die meisten indischen Familien ihr eignes Essen dabei.
Auch wenn du alleinstehend, alleinerziehend oder als Paar beide berufstätig seid, versuche Wege zu finden, das Essen so frisch wie möglich zuzubereiten.
Koche an freien Tagen z.B. Hülsenfrüchte, Getreide oder Kartoffeln für die kommende Woche vor.
Ein programmierbarer Instant-Pot*, Reiskocher* und elektrischer Dampfgarer* mit Timer können zusätzliche Hilfe für Kochfaule bieten. Durch den Timer muss man beim Kochen nicht daneben stehen. Das Essen kocht sich so praktisch fast von ganz alleine.
9) Vermeide kalte Speisen und Getränke
Besonders Magenkrämpfe werden durch den Verzehr von (eis-)Kaltem ausgelöst. Das Verdauungsfeuer (Agni) ist laut Ayurveda besonders aktiv, da man zu viel gegessen hat, doch die kalten Speisen oder Getränke kühlen dieses wichtige Feuer ab. Besser ist es, heißes Wasser (pur oder mit Ingwer und/oder Zitrone) oder einen Kräutertee zu trinken und eben warme Speisen und Desserts.
10) Umfeld beim Essen
Genieße die Mahlzeiten. Esse in einer ruhigen und entspannten, stressfreien Atmosphäre. Dabei sollte es keine Ablenkung wie Fernsehen, Internet, Lesen, Straßenlärm oder intensive Gespräche geben. Der Fokus sollte auf der genussvollen Nahrungsaufnahme liegen.
11) Zum Essen und direkt danach wenig Trinken
Damit unsere Verdauungssäfte und das Verdauungsfeuer optimal arbeiten können, sollte beim Essen nicht getrunken werden. Kalte Flüssigkeit verdünnt unsere Magensäure und ist somit kontraproduktiv. Lediglich kleine Schlucke heißes Wasser sollten zum Essen getrunken werden und sind der Verdauung zuträglich.
Nach dem Essen sollte man 1 – 1 ½ Stunden nichts trinken um den Verdauungsprozess nicht zu stören.
12) Gewürze zur Unterstützung der Verdauung
Ob selber gekocht oder beim auswärts essen, manchmal möchte man nachwürzen. Greife nicht sofort zum Salz, sondern nutze raffiniert eingesetzte Gewürze.
Zimt*, Ingwer*, Muskat* oder Nelken* unterstützen die Verdauung und sind z.B. alles Zutaten eines Yogi-Tees.
So kannst du beispielsweise etwas Zimt* in deinen Kaffee geben, Rosmarin* zu den Eiern, schwarzen Pfeffer oder Pippali* auf dein Gemüse, usw.
13) Honig nicht erhitzen
Honig sollte nicht über 38°C. erhitzt oder zum Kochen und Backen verwendet werden. Er wirkt dann im Magen wie Kleister/Leim und erzeugt Ama (Schlacken).
14) Nach dem Essen sollst du ruhen?
Bleibe nach dem Essen noch ca. 5 bis 10 Minuten sitzen.
Nach dem Essen mindestens 30 Minuten nicht Duschen oder Baden, da dieses das Verdauungsfeuer schwächt. Gilt auch für Schwimmbad
15) Triphala (nicht für Schwangere)
Triphala* ist eine ayurvedische Mischung aus drei Früchten und ist besonders wirksam bei leichten Verdauungsstörungen und reduziert Stress oder Überlastung im Verdauungssystem. Es wird im Ayurveda auch zur allgemeinen Stärkung eingesetzt und es reguliert das Vata Dosha.
Ayurveda-Literatur zum Weiterlesen*
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